Nachtgedanken eines Beardiebesitzers und -liebhabers zum Thema "Erfolg" - erfolgreicher Hund


"Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinem Hund" wurde in der letzten Zeit oft zu mir gesagt.

"Erfolg" - bei was? Wofür - für wen?

Es macht mich nachdenklich. Was ist denn Erfolg? Zählt nur der Erfolg im Ausstellungsring? Oder wiegt der Erfolg im Zuchtgeschehen schwerer? Oder bedeutet mir persönlich "das Erfolghaben" besonders viel? Ist das Spektrum des Erfolgs nicht viel breiter? So viele Fragen? Ich werde nachdenklich.

Ist Tomte, meine erste, inniggeliebte Beardiehündin, die nie im Showring stand, die aus Sorge kastriert wurde und so zur Zucht untauglich ist, etwa kein erfolgreicher Hund? Ich denke weiter. Ist es nicht ihr Erfolg, in mir die Liebe zum Bearded Collie geweckt zu haben? Ist es nicht ihr Erfolg, wenn ich durch sie viele liebe und nette Kontakte gefunden habe? Meine drei Racker, die noch dazu kamen, gehen auch auf ihr Erfolgskonto!

Und Snerti, mein "Supermöps", wie erfolgreich ist er? Hat er bislang große Meriten erworben? Wo sind seine ganzen Plazierungen anzusiedeln, da sie doch keinen Jugendchampiontitel erbracht haben?
Für mich ganz oben. Er war es, der der "Anfängerin" im Showring half, die Scheu und die Angst vor der Selbstdarstellung zu nehmen, ihr statt dessen Freude am Ausstellen vermittelte - aus Liebe zu seinem Frauchen selbst Dinge zu tun oder hinzunehmen, die seinem bewegungsfreudigen Temperament konträr waren. Wahrhaft(?) sportliche "Erfolge" brachten ihm seine Teilnahme am Begleithundekurs und Agility, wo er durch Behendigkeit, Eleganz und Dynamik glänzt(e). Kann ich hier vielleicht nun endlich die Bedeutung des Wortes "Erfolg" fassen? Nein, das wäre viel zu einfach!

Ich resümiere: Der Erfolg hat viele Facetten, man muß nur einmal darüber nachdenken! Ist "Erfolg" nicht eigentlich ein subjektiver Begriff? Ist er nicht Ausdruck dafür, was ich als Leistung erwarte? Bietet es nicht Anlass für Rückschlüsse auf mich, auf meine Wertvorstellungen?

Mein Hund hat es beispielsweise geschafft, durch seine liebenswürdige Art unseren Briefträger davon zu überzeugen, dass nicht alle Hunde "briefträgerfeindlich" sind. Ist das denn kein Erfolg? Meine Hunde gehen in Schulen mit, besuchen alte Menschen - sie nehmen ihnen und Kindern die Angst? Ist das in einer immer hundefeindlicher werdenden Zeit kein Erfolg?

Meine beiden Youngster Yuma und Kayleigh sind unbeeindruckt vom Erfolgsstreben. Über Yumas für uns unerwartetes erstes V1 haben wir uns natürlich sehr gefreut und noch mehr selbstverständlich über ihren "Deutschen Jugendchampion-Titel". Aber Prämisse für einen "erfolgreichen Hund" ist das noch lange nicht. Dies soll auch für Kayleigh gelten. -

Dabei wollen wir es belassen. Gute Nacht - ich bin müde. Nun weiß ich jedenfalls, dass ich mit dem Wort "Erfolg" in Zukunft sehr, sehr vorsichtig umgehen werde.

Ach, und wie gut, dass für Hunde nicht die Erfolge ihres Menschen zählen. Auf was könnte sonst so mancher stolz sein...?


Nachtrag vom 14.09.2002: Nach einer halbjährlichen Pause wegen Zeitmangels (bei mir natürlich) hat Yuma heute ihren Begleithundekurs erneut mit Feuereifer aufgenommen... und ist gleich in ihrer ersten Stunde

"GEWINNERIN der REISE NACH JERUSALEM"

geworden!!! Dazu muss man sagen, dass alle anderen "elf reisetechnischen Mitstreiter" ihr gegenüber einen Vorsprung von mindestens 5 Übungsstunden hatten - aber hier kamen Yuma offensichtlich ihre Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe und ihre Folgsamkeit zugute. Und nun stellt sich uns die Frage: Wie bitte ist denn nun wieder dieser "touristische Erfolg" mit Intelligenz und Köpfchen im Vergleich zum "reinen Schönsein" im Ausstellungsring zu gewichten???


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